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Unsere ersten Kitze … und Junghasen!

4.30 Uhr ist echt sportlich. Dazu noch bewölt. Sprich: Zappenduster. Die erste eventuelle Fundstelle musste dann tatsächlich mit Kopflampe angesteuert werden.
Unterwegs waren wir auf Wiesen, wo sich in den Vorjahren die Kitze nur so tummelten. Heute viele Hektar nichts, dann auf dem nächsten Grünland Zwillinge, vielleicht gerade mal einen Tag alt.
Aber, ist doch auch schön, nichts zu finden und abends die Meldung zu bekommen, dass nichts passiert ist.
Wir machten uns dann ein paar Dörfer weiter auf die Suche und gingen erstmal leer aus. Für unseren neuen Helfer ein entspannter Morgen (für uns natürlich auch 😉.
Auf der letzten Flächen sicherten wir dann ein Kitz fast direkt am Wegesrand und, zum allerersten Mal, zwei Junghasen. Dabei mussten wir dann feststellen, dass Wäschekörbe mit Griffen unpraktisch sind, da sie durch die Grifflöcher entweichen können. Schon lustig! Die haben wir dann einfach mit Gras zugestopft. Da die beiden Lüttschen sehr nah beieinander saßen, haben wir sie unter einem Korb gesichert. Wenigstens ein kleines bisschen leichter für den Landwirt mit der Mäherei.
Der Bewirtschafter kam den Wildtieren dann noch sehr entgegen und verlegte das Auseinandermachen des Grasschnittes auf den kommenden Tag.
Als es Zeit war, die Zwillinge freizulassen, wartete die Ricke nebst Schmalreh bereits an der einen Grasinsel, aus der eins der Kitze klagte. Na logisch, Kohldampf! Die Ricke blieb so nah, wie ich es selten erlebt habe. Da das Kitz beim Freilassen flüchten wollte, es aber in der Insel besser aufgehoben ist, Griff ich nach ihm und es gab einen Angstschrei von sich. Die Ricke sprang sofort und verhoffte vielleicht fünf Meter entfernt, vernahm mich aber natürlich und sprang wieder in den Roggenschlag ab. Da ich ja noch das zweite Kitz befreien musste, was nicht mal zehn Meter weiter saß, war ihr das wohl doch zu viel Unruhe und sie verschwand aus meinem Blickfeld.
Der Hunger trieb das erste Kitz an den Rand seiner Insel, das zweite blieb sitzen. Erst bestand noch die Hoffnung, dass Nummer eins vielleicht im schützenden Gras bleibt. Nein, natürlich nicht! Die Luftwaffe kreiste über der frisch gemähten Wiese und ein junger Mann kam angetuckert, um das Gras auseinander zu machen. Der wurde dann aber fix auf eine andere Wiese umgelenkt.
Was tun? Alles getan und jetzt der Natur wieder freien Lauf lassen? Abhauen, und nicht über das Schicksal nachdenken? Die Ricke ließ sich nicht blicken, eräugen konnte sie mich von meinem Standort nicht. Das Kitz entfernte sich immer weiter von der Insel und irrte über die gemähte Wiese.
Eine Rabenkrähe überflog es in niedriger Höhe, ein Bussard näherte sich. Die Zeit für eine Entscheidung drängte. Denn, was passiert, wenn die Ricke nicht zeitnah kommt und das Rehkitz weiter umher irrt? Oder, wenn auf der Wiese das Gras auseinander gemacht wird und es nicht mehr in der Insel ist, sich irgendwo unterschiebt und vom Schlepper aus nicht gesehen wird?
Also gut: Im Sprint ab zum etwa 100 Meter entfernte Kitz, dass eine Stelle auf der Fläche beroch, aber dann ganz schön losspurtete, verhoffte, halb drückte, doch wieder Gas gab und unter dem Zaun unterdurch einen Roggenschlag ansteuerte. Dort drückte es sich und ließ sich greifen. Der arme Wurm! Mit ordentlich Gras aus dem Schwad wurde es in die Grasinsel zurückgesetzt und blieb dann auch sitzen. Jetzt dann wohl nicht nur hungrig sondern auch erschöpft. (bd)